Bibelkreis, 17.4.2022, Mt 16,13-20.

I. Vor dem Bibelkreis

Hier ist eine Zusammenfassung meiner Vorbereitung des Bibelkreises:

1. Bibeltext, Mt 16,13-20:

DAS BEKENNTNIS DES PETRUS UND DIE VERHEISSUNG AN IHN

(Mk 8,27–30; Lk 9,18–22; Joh 6,67-69)

13 Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? 14 Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. 15 Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? 16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! 

17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. 19 Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. 

20 Da gebot er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.


2. Mk 8,27: Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, dass ich sei? In Mk 8,27 steht genauer in die Dörfer bei Cäsarea Philippi und auf dem Wege.

3. Hier sind die Bezeichungen Jesu in Mt 16 und den Parallelstellen:

  1. Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Mt 16,16.

  2. Du bist der Christus! Mk 8,29.

  3. Du bist der Christus Gottes! Lk 9,20.

  4. Du bist der Heilige Gottes. Joh 6,69.

4. Notizen zum Kommentar ESV Study Bible Notes:

  • Cäsarea Philippi war das Zentrum der Anbetung, zuerst des Baals, dann des griechischen Gottes Pan und dann Caesars. (13).

  • Cäsarea Philippi war eine griechisch-römische Stadt mit primär heidnischer syrisch und griechischer Bevölkerung.

  • Die Antworten der Leute entsprachen den populären messianischen Erwartungen Israels. (14). Z.B. Dtn 18,15-18 und Mal 4,5.

  • Jesus als Gottes Sohn war die Erfüllung von alttestamentlichen Prophezeiungen, z.B. 2.Sam 7,14; Ps 2,7.

  • Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Mt 16,18.

    • Diese Stelle ist eine der meistdiskutierten Stellen der Bibel.

    • Katholiken: Petrus ist hier der erste Papst.

    • Kephas (Joh 1,42, 1.Kor 1,12) ist das aramäische Äquivalent zu ,,Fels”.

    • Es gibt drei Interpretationen für diesen Felsen:

      • Petrus

      • Das Bekenntnis des Petrus

      • Christus und seine Lehre

      Die erste Interpretation ist die Stärkste.

  • Wenn sich diesen Felsen nun auf Petrus bezieht, was bedeutet das dann?

    • Protestanten meinen, dass damit seine besondere Rolle im Bekennen Jesus als Messias gemeint ist, wobei diese Rolle aber mit der Rolle der anderen Apostel vergleichbar ist, da z.B. die Kirche nach Eph 2,20 auf dem Grund der Apostel, also Plural, erbaut ist, siehe auch Offb 21,14.

    • Petrus hatte auch nicht die größte Autorität, da Paulus ihn zurechtwies, siehe Gal 2,11-14.

    • Petrus war auch nicht unfehlbar, wie Jesus ihn zurechtwies, siehe Mt 16,23.

    • Petrus leitete zwar mit anderen die Jerusalemer Gemeinde, aber dies zusammen mit anderen und er hatte darin kein besonderes Amt.

    • Petrus ist nur in der ersten Hälfte der Apostelgeschichte im Vordergrund, er tritt nach Apg 15 in den Hintergrund.

    • Petrus wurde von den Aposteln nach Samaria gesandt. Apg 8,14.

    • Petrus gab der Jerusalemer Gemeinde Rechenschaft. Apg 11,1-18.

    • Petrus war eine von mehreren Stimmen in der Gemeinde. Apg 15,7-21.

  • Mt 16,19: Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

    • Petrus wurde die Autorität gegeben, die jeder Prediger des Evangeliums hat, Menschen durch die Predigt des Evangeliums die Tür des Himmelreiches zu öffnen. Die Pharisäer verschlossen die Tür des Himmelreiches. Mt 23,13.

    • Petrus war der Erste, der den Juden in Apg 2 die Botschaft des Himmelreichs predigte, zu den Samaritern in Apg 8 gesandt wurde und den Heiden in Apg 10 predigte.

    • Das Binden und Lösen war auch nicht exklusiv dem Petrus gegeben, wenn damit gemeint ist, von was Mt 18,18 und Joh 20,23 sprechen, also z.B. das zu- und absprechen der Sündenvergebung.

  • Mt 16,20: Da gebot er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. Jesus könnte dieses Gebot ausgesprochen haben, weil die Menge in weiten Teilen das Konzept des Messias/Christus missverstanden hat, wie die Menge z.B. Jesus in Joh 6,14-15 zum König machen wollte, und selbst die Jünger Jesus darin öfters missverstanden.

5. Notizen zum Believer’s Bible Commentary:

  • Mt 16,13-14: 13 Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? 14 Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Für die gewöhnlichen Menschen war Jesus nur einer von vielen Propheten, aber nicht der Prophet. Siehe Dtn 18,15-19.

  • Mt 16,17-18: 17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

    • Petrus Bekenntnis war: (1) Jesus ist Israels Messias und (2) Jesus ist Gott, der Sohn.

    • Petrus ist nicht durch seinen Intellekt oder durch heimische Weisheit zu diesem Bekenntnis gekommen, sondern durch übernatürliche Offenbarung.

    • Petrus bedeutet Stein und nicht Fels. Der Fels ist das Bekenntnis des Petrus, dass Jesus der Sohn des lebendigen Gottes ist. Das ist die Wahrheit, worauf sich die Gemeinde gründet.

    • Christus wird in 1.Kor 10,4 als Fels bezeichnet: und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; denn sie tranken von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus.

    • Nach Morgan wurde das Bild des Felsens im Alten Testament nie für Menschen und immer für Gott gebraucht.

    • Diese Verse sind die erste Erwähnung des Begriffes ,,Gemeinde” in der Bibel. Die Gemeinde wurde am Tag zu Pfingsten gegründet und ist aus allen Gläubigen zusammengesetzt.

    • Für die Pforten der Hölle gibt es mindestens zwei Verständnisse: Zum einen kann damit die erfolglose Offensive gegen die Gemeinde gemeint sein, welche die Gemeinde übersteht. Zum anderen könnte damit gemeint sein, dass die Gemeinde in die Offensive geht, und als Sieger hervorgeht.

  • Mt 16,19: Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

    • Der Schlüssel steht für den Zugang und das Eintreten.

    • Petrus benutze die Schlüssel zum ersten Mal zu Pfingsten. Apg 2.

    • Die Schlüssel stehen Petrus nicht exklusiv zu, siehe Mt 18,18.

  • Mt 16,20: Da gebot er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. Wegen Israels Unglauben wäre nichts Gutes aus der Bekanntmachung geworden. Wenn sie Jesus z.B. zum König gemacht hätten, so hätten die Römer diesen Aufstand blutig niedergeschlagen.

II. Bibelkreis

Hier ist meine kurze Zusammenfassung eines Teiles unseres Bibelkreises:

1. Zu Beginn des Bibelkreises haben wir uns über das Hörbuch The Courage to Be Disliked von Ichiro Kishimi und Fumitake Koga unterhalten, das ich neulich zu Ende gehört habe, und dessen Nachfolger The Courage to Be Happy ich nun höre. Ich bin durch dieses Video von Ali Abdaal auf dieses Buch gestoßen. Kishimi behandelt in seinem Buch die Psychologie Alfred Adlers, der neben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung ein bedeutender Psychologe war. Ich habe in der letzten Zeit öfters über folgende Aussage des Buches nachgedacht und damit herumexperimentiert: Happiness is the feeling of contribution. Also übersetzt: Das Glücklichsein ist das Gefühl einen Beitrag zu leisten. Ich denke, da ist etwas dran. Die Frage nach dem Glück oder der Glückseligkeit ist auch eine wichtige Frage in der Philosophie. In der letzten Zeit habe ich auf meine Beiträge geachtet und dabei erkannt, dass das Gefühl einen Beitrag zu leisten mich tatsächlich glücklich gemacht hat. Ist das dann wirklich Glück? Ich untersuche diese Frage noch. Adler meint, dass jeder glücklich sein kann, da schon jeder durch seine bloße Existenz einen Beitrag leistet.

Über diese Gedanken sind wir dann auf das Thema Selbstwert und Grenzen setzen gekommen. Einen gesunden Selbstwert zu entwickeln ist nicht leicht, besonders wenn in der Prägung durch die Eltern manches nicht seinen gesunden Lauf genommen hat. Es ist nicht gut zu viel von sich zu halten und auch nicht gut zu wenig von sich zu halten, doch was ist dann ein gesundes Maß? Jemand, der ein schlechtes Selbstwertgefühl hat, fällt es oft auch schwer Grenzen zu setzen. So manche Christen haben auch ein Problem Grenzen zu setzen, oft auch mit gutgemeinten Motiven, was mich an das christliche Hörbuch Boundaries erinnert hat, das ich mal gewinnbringend gehört habe. Es ist z.B. für ein Kind nicht leicht ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, wenn die Mutter sich zu stark um das Kind kümmert, und so Aufgaben, die das Kind übernehmen kann und sollte, selbst übernimmt und das Kind dann nicht Selbstständigkeit und den Umgang mit dem Unbekannten erlernen kann. Da das Kind somit zu stark auf die Mutter angewiesen bleibt, kann es nicht die wichtigen Erfahrungen machen, die das Selbstbewusstsein des Kindes stärken würden.

Weiter haben wir im Bibelkreis noch mehrere wichtige Dinge besprochen, die ich hier leider aus Zeitgründen nicht mehr teilen kann, auch wenn ich das sehr gerne tun würde. Ich danke dem HERRN und den Teilnehmern jedenfalls für die gemeinsame Zeit. Möge der HERR euch und die Leser segnen!

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