Jordan Peterson über das Schreiben

Jordan Peterson spricht in diesem Video mehrere Dinge an, die fundamental wichtig sind, und die ich im Folgenden kurz betonen und kommentieren will:

  1. ,,The best way to teach people critical thinking is to teach them to write”. Jordan Peterson meint also, dass es die beste Methode ist, Menschen das Schreiben zu lehren, um Menschen das kritische Denken beizubringen. Ich würde nicht sagen, dass dies der beste Weg ist, weil ich nicht weiß, ob es einen besten Weg gibt, aber zu den besten Methoden gehört sicherlich das Schreiben und dazu z.B. das Lesen, das Diskutieren, das Hinterfragen, usw. Das Schreiben ist jedoch von fundamentaler Bedeutung für das kritische Denken, weil unser Gehirn besser arbeitet, wenn es Gedanken aus dem Arbeitsspeicher auf Papier (oder dergleichen) festhalten kann und so diese Gedanken neu durchdenken und in systematischer Form reflektieren kann. Der Prozess des Schreibens, der ein schöpferischer Prozess ist, kann einem im Denken schon allein durch das schriftliche Verarbeiten weiterbringen, ein neues Bewusstsein für das Denken und die niedergeschriebenen Gedanken schenken.

  2. Hier kannst du Petersons Dokument zum Schreiben eines Essays runterladen.

  3. ,,but the best thing you can do is teach people to write because there’s no difference between that and thinking”. Für Peterson besteht kein Unterschied zwischen Schreiben und Denken. Auch wenn es natürlich Unterschiede zwischen Schreiben und Denken gibt, ist das Schreiben dem Denken doch sehr nahe, näher als man vielleicht auf den ersten Blick denken mag. Zwei Dinge ziehe ich aus diesen Worten: Zum einen, wenn man Menschen das kritische Denken beibringen will, also besser ihren Geist zu gebrauchen, dann ist eine der besten Methoden, ihnen das Schreiben beizubringen. Wie? Hier ist ein praktisches Beispiel: Man kann eine Frage stellen und dazu eine Aufforderung geben, diese Frage schriftlich, z.B. auf einem DIN A4 Blatt, zu beantworten. Zum Beispiel: Was spricht für und gegen die Unterstützung der Ukraine mit Waffen im russisch-ukrainischen Krieg?

    Zum anderen, wenn ich über etwas wirklich nachdenken will, dann ist es hilfreich einen Stift zur Hand zu nehmen und darüber zu schreiben, weil das Schreiben das systematisches Denken erleichtert, man besser die niedergeschriebenen Gedanken reflektieren und immer wieder reflektieren kann, weil das Schreiben das Denken in eine Struktur bringt, die in der Regel hilfreich ist. Was noch dazu kommt, ist, dass die niedergeschriebenen Gedanken sich besser im Gedächtnis einprägen, als die passiv wahrgenommenen Gedanken, etwa beim Lesen oder Zuhören, wenn man sich wenig eigene Gedanken über das Wahrgenommene macht, der Lern- und Erinnerungseffekt ist somit größer. Übrigens, das Gesagte dürfte auch einer der Gründe sein, warum die meisten Prüfungsleistungen im Philosophiestudium schriftliche Hausarbeiten sind.

  4. ,,You need to learn to think because thinking makes you act effectively in the world. Thinking makes you win the battles you undertake (…) If you can think and speak and write you are absolutely deadly, nothing can get in your way. So, that’s why you learn to write.(…) It’s the most powerful weapon you can possibly provide someone with”. Peterson meint also, dass das Denken dir das effektive Handeln in der Welt ermöglicht, und dich die Schlachten, die du zu schlagen hast, gewinnen lässt. Wenn du denken und schreiben kannst, bist du bildlich gesprochen tödlich und unaufhaltsam. Das ist der Grund, warum man das Schreiben lernt. Die Fähigkeit des gekonnten Schreibens ist die mächtigste Waffe, die man dir in die Hand geben kann. Ich liebe diese Worte, in denen Peterson das Denken und das Ziel des Schreibens stark macht. Das Denken und das Lernen des Denkens ist wirklich fundamental wichtig und eines der nützlichsten Werkzeuge im Leben. Es ist für mich wirklich verwunderlich, wie Peterson das ja auch ähnlich im Video sagt, dass die Bildungsinstitutionen, die ich durchlaufen habe, diese Gedanken nicht stark machten und nicht klar vermittelten. Ich bin Peterson dankbar für diese Betonung und Klarheit. Es ist wichtig, diesen Wert und dieses Ziel des Denkens im Auge zu behalten.

  5. ,,if you can formulate your arguments coherently and make a presentation, if you can speak to people, if you can lay out a proposal, God, people give you money, they give you opportunities, you have influence, that’s what you’re at University for”. Peterson sagt, dass wenn du deine Argumente schlüssig formulieren kannst, und du vortragen kannst und du einen Plan darlegen kannst, dann werden Menschen dir Geld geben, Möglichkeiten werden sich dir auftun, du wirst Einfluss haben und genau dazu studiert man an einer Universität. Es ist schön, wie Peterson hier die positiven Konsequenzen der Kompetenz des Denkens mit dem Denken selbst in Verbindung bringt. Zwischen dem Lernen und den Konsequenzen des Gelernten ist ein zeitlicher Abstand (Stichwort: delayed gratification, Belohnungsaufschub), oft ein längerer zeitlicher Abstand, welcher die Motivation für die Mühe und Arbeit des Lernens schwer macht, weil die Belohnung dann nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft, liegt, und so in der Gegenwart ausbleibt und so nicht die Mühe direkt belohnt wird. Es erfordert daher Disziplin, Wille, Ausdauer und eine gewisse Frustrationstoleranz mit der ausbleibenden Belohnung in der Gegenwart umzugehen. Petersons Worte motivieren hier und machen Hoffnung.

  6. Hier spricht Jordan Peterson noch mehr über das Schreiben.

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Bibelkreis, 9.4.2022, Mt 16,13-20.

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